Das Rauschen in unseren Köpfen - Svenja Gräfen [Rezension]

Samstag, August 26, 2017

Liebesroman erste Liebe Drogen Depression Buchtipp Leseprobe Studenten Bestseller Kurzmeinung:

Eine Liebe wie ein Rausch; ein Buch wie ein Gedicht. Diese Geschichte überzeugt mit einer wunderschönen, poetischen Sprache und einer intensiven Liebesgeschichte, die nicht seicht oder kitschig ist.

Bewertung: 5 Sterne 

Klappentext: 

Lene lebt mit ihrer besten Freundin in einer WG in einer großen Stadt, ihre liebevolle Familie und der Freundeskreis geben Halt. Als sie Hendrik begegnet, scheint ihr Glück perfekt. Sie plant eine gemeinsame Zukunft, doch Hendriks Vergangenheit schleicht sich in ihr Leben ein. Da ist seine zerrüttete Familie, sein bisweilen merkwürdiges Verhalten. Und Klara. 

Meine Meinung: 

Was für ein wundervolles Buch. Es erzählt die Geschichte von Lene und Hendrik und der ersten großen Liebe. 
Das Thema ist das wohl Älteste der Welt: Mädchen trifft Junge, Junge trifft Mädchen. Doch die Umsetzung ist es, die diese Liebesgeschichte hervorstechen lässt und von der Masse abhebt. Mit einem verträumten, manchmal nostalgischen Blick beschreibt Svenja Gräfen die Menschen und ihre Beziehungen. Die Familie und die behütete Kindheit, das Aufwachsen, das wilde Studentenleben und immer im Zentrum stehend: das Miteinander. 

Lene und Hendrik sind komplexe Charaktere, ganz echt und nah; ich konnte mich gut mit ihnen identifizieren. Sie erleben einen Alltag, der typisch ist, für unsere Zeit. Das ausgelassene Studentenleben, angetrunken über die großen Fragen der Menschheit diskutieren und die große Liebe. Dabei erleben die beiden ihre Liebe wie einen Rausch, in seiner Intensität fast schon beängstigend. Die beiden sind beinahe abhängig voneinander. 


*** 
"Wir gingen nicht raus, wir wussten nicht, wozu. Es gab keinen Grund. Wir hatten hier alles, was wir brauchten, das heißt: uns. Und wir hätten uns auch in einer Bar gehabt, im Kino, in einem Restaurant, auf der Straße, aber eben nicht so; wir hätten uns teilen müssen mit einer ganzen Welt, die nach Aufmerksamkeit schrie." (aus "Das Rauschen in unseren Köpfen", S. 43)
***  

Ein Highlight war für mich der wunderschöne, poetische Schreibstil, voller Bilder. Die Sprache ist sehr außergewöhnlich und und ich musste mich erst daran gewöhnen. Dann habe ich sie aber sehr geliebt. Man merkt, dass die Autorin Poetry Sammlerin ist. Das ganze Buch liest sich wie ein einziges Gedicht. Ich habe wirklich lange keinen so wunderschönen Schreibstil mehr gelesen. 
Gestört haben mich beim Lesen allerdings die fehlenden Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede. Daran konnte ich mich leider nicht gewöhnen. 
Ebenfalls nicht so gemocht habe ich die plötzlichen Zeitsprünge, die mich teilweise etwas orientierungslos zurückgelassen haben. 


*** 
"Es ist irgendwie gut, dass es das Sterben grundsätzlich gibt, als eine Möglichkeit. Falls es wirklich einfach viel zu viel wird, falls man sich gar nicht mehr zurechtfinden und beruhigen kann." (aus "Das Rauschen in unseren Köpfen", S. 205)
***


Insgesamt ist "Das Rauschen in unseren Köpfen" aber ein großartiges Buch. Man taucht in in die Geschichte und lässt sich treiben von dem ruhigen Erzählfluss. Und jede Zeile ist ein Genuss, weil die Sprache einen verzaubert und die Geschichte schön, zart und zum Träumen ist. 
Doch der Roman ist keine seichte Liebesschnulze. Es ist nicht alles perfekt. Es wird deutlich, wie sehr uns unsere Vergangenheit prägt und wie schwer es einem das Leben machen kann. Es geht um Misstrauen, um Loslassen, und um eine dunkle Schwere, die einen zu übermannen droht. 
Trotz dieser Tiefe und der ernsten Themen stehen, Liebe und der Halt, den uns Freunde und Familie geben können klar im Fokus und machen Mut und Hoffnung. 


*** 
"Vielleicht war es nämlich kein Unterschied, sondern eine Entwicklung, vielleicht waren nicht wir anders, sondern bloß die Zeit." (aus Das Rauschen in unseren Köpfen, S.108)
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Fazit: 

Ein Liebesroman, der aber nicht seicht oder kitschig ist. Das Buch ist voller Liebe, Freundschaft, Tiefe und Poesie. Dazu die wunderschöne und außergewöhnliche Sprache. Zum Genießen, Wegträumen und Verzaubern lassen. Klare Leseempfehlung!


Biblio
Verlag: Ullstein Fünf 
Seiten: 240
Preis: 16,00€ (Hardcover)

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Plauderecke: 

Dieses wundervolle Buch gehört sicherlich zu meinen literarischen Highlights in diesem Jahr. Was sind denn eure Favoriten bisher? 
Und lest ihr im Sommer auch so gerne Liebesgeschichten? 

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11 Kommentare

  1. Ich liebe Bücher mit einer schönen Sprache, die man langsam lesen muss und genießen will. Allerdings gefällt mir die "Macke", bei wörtlicher Rede keine Anführungszeichen zu machen, genauso wenig wie Dir.

    Trotzdem hat mich Deine begeisterte Rezension neugierig gemacht auf das Buch. Hab vielen Dank für diese wunderschöne Buchvorstellung.

    LG Gabi

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    1. Liebe Gabi,
      Ja, das mit den Anführungszeichen ist wirklich sehr ärgerlich. Aber wenn du poetische, bildhafte Sprache magst, dann ist dieses Buch genau das Richtige für dich. Freut mich sehr, dass ich deine Neugier wecken konnte. Ich wünsche diesem feinen Buch viele Leser*innen. ;)
      Sei lieb gegrüßt, Julia

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  2. Huhu meine Feine,
    eine wirklich schöne Rezension, die ich sehr gerne gelesen habe! Das Buch selbst jedoch spricht mich nicht an, auch wenn Tiefgang und Poesie statt Kitsch darin auftauchen.

    Hab einen mukkeligen Sonntag!

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    1. Ja, das habe ich mir schon gedacht, dass das kein Buch für dich ist. Aber schön, dass du trotzdem zum Lesen vorbeigekommen bist. Und Danke für deine lieben Worte.
      Liebst, Julia

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    2. Na klaro komme ich trotzdem rum (= Bei Gabi bspw. lese ich auch regelmäßig ihre Gay-Romance-Rezis, obwohl es nichts für mich ist und hinterlasse dann ein Like (=
      Oft fällt es einem ja schwer was zu schreiben, wenn das Buch einen grundlegend nicht anspricht.

      Hab einen feinen Wochenstart :-*

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  3. Hallo Julia,
    ich muss sagen, dass mich das Cover auf den ersten Blick so gar nicht angesprochen hat. Erst auf den zweiten Blick habe ich das Pärchen darauf entdeckt ;o)
    Deine Rezension hingegen hat mich gerade total von dem Buch überzeugt. Alleine die Zitate und der wundervoll poetische Schreibstil. Auch die Geschichte ansich ... Das hört sich richtig gut an.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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    1. Liebe Tanja,
      Hach, das freut mich, dass ich dich von dem Buch überzeugen konnte. :) Ich kann dir wirklich nur empfehlen, es zu lesen. Es ist kein 0-8-15 Liebesroman und wirklich etwas Besonders. Und die Sprache ist einfach nur wunderschön und zum Genießen! <3
      Bin gespannt auf deine Meinung, wenn du es gelesen hast.
      Liebst, Julia

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    2. Hallo Julia,
      mit einem poetischen Schreibstil kann man mich eh schon sehr leicht kriegen. Aber auch die Geschichte klingt so schön. Kennst du Der Schatten des Windes von Carlos Ruiz Zafon? Der Autor hat in diesem Buch auch einen wundervollen Schreibstil.

      Ganz liebe Grüße
      Tanja

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    3. Nein, das Buch kenne ich noch nicht. Wollte aber eh schon lange mal was von ihm lesen. "Der Schatten des Windes" kommt gleich mal auf meine Liste. Danke für den Tipp.
      LG

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  4. Ich mag dein Assoziation, dass die Liebe zwischen Lene und Hendrik ein Rausch ist (jedenfalls zu Beginn). Es beschreibt das Verliebtsein allgemein so schön, aber ist für mich auch fast ein Wortspiel zu "das Rauschen in unseren Köpfen". Das Buch ist wirklich stilistisch schön geschrieben. Ich wusste noch nicht, dass Svenja Gräfen Poetry-Slamerin ist, aber es stimmt, man hat es dem Text angemerkt. Es hatte so etwas Melodisches. Eine sehr schöne Rezension hast du geschrieben! Liebe Grüße Luise von aufgeblättert

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    1. Liebe Luise,
      Hach, schön, dass du tatsächlich vorbeigeschaut hast. Ja, das Wortspiel war durchaus beabsichtigt. ;) Ja, ich habe das beim Recherchieren zum Buch und der Autorin herausgefunden und wollte eigentlich auch mal gucken, ob man irgendwo einen Poetry Slam Text von ihr findet. Das wäre ja bestimmt auch mal interessant zu lesen.
      Danke für dein Kompliment.
      Liebst, Julia

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