Rezension: "Unterwerfung" von Michel Houellebecq

Mittwoch, April 13, 2016

Verlag: DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG 
Seiten: 272 (Gebunden)
Preis: 22,99€ (Hardcover), 10,99€ (Taschenbuch), 18,99€ (eBook)

Bewertung: 2 Sterne 

Klappentext

Preisträger Michel Houellebecq erzählt in ›Unterwerfung‹ die Geschichte des Literaturwissenschaftlers François. Der Akademiker forscht im Frankreich einer sehr nahen Zukunft zu dem dekadenten Schriftsteller Huysmans, der ihn sein Leben lang fasziniert. Zugleich verfolgt er die Ereignisse um die anstehende Präsidentschaftswahl: Während es dem charismatischen Kandidaten der Bruderschaft der Muslime gelingt, immer mehr Stimmen auf sich zu vereinigen, kommt es in der Hauptstadt zu tumultartigen Ausschreitungen. Als schließlich ein Bürgerkrieg unabwendbar scheint, verlässt François Paris ohne ein bestimmtes Ziel. Es ist der Beginn einer Reise in sein Inneres.


Meinung: 

Ich war sehr gespannt auf das Buch, nachdem es in den Medien ja doch recht viel Aufmerksamkeit bekommen hat und die Meinungen sehr auseinandergingen.
Mich hat das Buch oft sehr wütend gemacht, und ich habe mich gen Ende etwas quälen müssen.


Die Schilderungen der politischen Situation fand ich sehr spannend. Houellebecq beschreibt ein interessantes Szenario, in dem die arabischen Vereinigungen nach und nach zu mehr Macht gelangen, bis die Bruderschaft der Muslime schließlich den Präsidenten stellt. Die etablierten Parteien und der Front National haben Stimmen und Einfluss verloren. Es kommt zu Ausschreitungen, besonders zwischen Muslimen und Juden und viele verlassen das Land. Der Protagonist beschreibt die Veränderungen im Land, die dieser Machtwechsel mit sich bringt. So zum Beispiel der nun mehr verhüllende Kleidungsstil der Frauen, oder das Lehrer und Professoren dem Islam angehören müssen, die Schulpflicht drastisch verkürzt und Polygamie legalisiert wird.
Der Protagonist lässt sich viel über den Islam erzählen, und so erfährt man auch als Leser einiges über die Religion. Etwa die Begründung für die Polygamie, oder Ansichten über die Stellung der Frau oder das Christentum etc.
Das alles fand ich recht spannend und vieles an dem Szenario hat mich zum nachdenken angeregt.


Auf der anderen Seite berichtet der Protagonist aber auch in aller Ausführlichkeit von seinem Sexualleben. Houellebecq verwendet hier oft eine recht vulgäre Sprache und rutsch fast ins Pornografische ab. Das hat mir nicht gefallen.
Auch die geschilderte Einstellung des Protagonisten gegenüber Frauen hat mich wirklich sehr wütend gemacht. Frauen werden komplett auf ihr Äußeres reduziert. Wer nicht mehr jung und knackig ist, ist nicht mehr begehrenswert und der Protagonist findet es nur logisch, wenn Ehemänner sich eine junge Geliebte suchen, wenn ihre Frauen die ersten Falten bekommen.
Eine Frau muss nur zwei Qualitäten haben: Sie muss eine "Kochtopffrau" sein, und vorzügliche Mahlzeiten zubereiten können; auf Wunsch muss sie sich aber auch in eine "Dirne" verwandeln können. Klar, dass dem Protagonisten die Idee der Polygamie gefällt, die es ihm erlaubt, eine ältere "Kochtopffrau" sowie eine junge, knackige Frau fürs Bett zu haben.
So ein Frauenbild ist mir zuwider und ich konnte die langen Monologe und Darstellungen des Protagonisten zu diesem Thema nur schwer ertragen. Meine Strategie war, das Buch in kleinen Dosen zu konsumieren, damit ich bis zum Ende durchhalte. Und zum Glück gab es ja zwischendurch auch immer wieder Schilderungen des politischen Geschehens und der gesellschaftlichen und Kulturellen Veränderungen.


Fazit: 

Insgesamt bekommt das Buch von mir nur 2 Sterne. Obwohl ich das politische Szenario interessant fand, hat mich das Frauen- Thema doch zu sehr aufgeregt und auch der Schreibstil hat mir nicht so gut gefallen. 

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5 Kommentare

  1. Hallo
    Der Plot hört sich eigentlich spannend an und wäre sicher was für mich gewesen. Aber diese sexistische Komponente gefällt mir auch gar nicht. Ich werde mal noch weitere Rezensionen suchen und mich dann entscheiden, ob ich dem Buch doch eine Chance geben soll. Denn wie gesagt, eigentlich hört sich der Plot schon spannend an.
    LG Tabea

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    1. Halogen Tabea,
      Ja, die Idee an sich fand ich ja auch wirklich interessant. Nur die Umsetzung war meiner Meinung nach leider nicht so gelungen.
      Aber Geschmäcker sind ja auch verschieden. Und viele waren auch begeistert von dem Buch. Also am besten eine eigene Meinung bilden ;) Kannst dann ja mal berichten, wie es dir gefallen hat.
      Liebe Grüße,
      Julia

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  2. Hallo
    Sehr, sehr schade, dass der Autor sich so einem Frauenbild verschrieben hat (vielleicht ist das ja kulturell bedingt) und auch noch ausführlichst darüber berichtet. Auch so pornografische Sex-Darstellungen finde ich immer sehr doof. Wenn ich sowas lesen wollte, würde ich mich der entsprechenden Literatur widmen.
    Das ist wirklich alles sehr schade, denn das politische Thema an sich finde ich grossartig und würde mich sehr interessieren. Aber Dein Kontra lässt mich doch etwas zögern. Vielleicht finde ich es mal in der Bibliothek, dann werde ich es mir doch genauer ansehen.
    LG, Tabea

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    1. Hallöchen Tabea,
      Ich fand es auch echt schade. Mir geht es da wie dir: das politische Szenario und die gesellschaftliche Entwicklung fand ich sehr interessant, trotzdem habe ich das Buch nicht gern gelesen, weil es diese Störfaktoren gab, die es mir echt vermiest haben. Über so etwas kann ich dann auch nur schwer hinwegsehen.
      Für so Bücher, bei denen man zweifelt, finde ich die Bibliothek auch immer die perfekte Lösung. :) Hoffentlich wirst du fündig. Wäre dann auch sehr an deiner Meinung interessiert.
      Liebe Grüße, Julia

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